Staatsmacht: die Schlüsselfaktoren

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Die Macht eines Staates zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, seine Entscheidungen gegenüber anderen Akteuren durchzusetzen. Die Instrumente dieser Macht lassen sich anhand verschiedener Dimensionen und Fähigkeiten charakterisieren. Die territoriale Dimension umfasst Ressourcen verschiedener Art (Landwirtschaft, Bergbau, Erdöl usw.), aber es gibt Staaten, die über eine große territoriale Fläche verfügen und daraus kaum Macht ziehen, sowie auch umgekehrt: Man kann beispielsweise den Sudan mit dem Katar vergleichen. Die demografische Dimension bedeutet Wachstumspotenzial. Sie kann eine Stärke sowohl als auch eine Last darstellen: Stärke, wenn die politische, sozioökonomische Dynamik die Schaffung materieller oder immaterieller Güter, Innovationen usw. begünstigt. Sie kann in umgekehrten Situationen zu einer Last werden. Es ist unbestreitbar, dass die wirtschaftliche Dimension Macht verleiht, da sie zu Investitionsmöglichkeiten, Durchdringung oder gar Beherrschung anderer Märkte, Kontrolle über Kapital-, Devisen- und Rohstoffmärkte usw. führt. Die soziokulturelle Dimension beziehungsweise das Soft Power spielen genauso eine Rolle. Sprache, die Verbreitung von Kulturgütern oder auch sportliche Erfolge (Olympische Spiele, Fußballweltmeisterschaft) verleihen einem Staaten einen Einfluss, der die vorherigen Komponenten der Macht weitgehend unterstützt. Man kann sagen, dass die kulturelle Dimension einen immateriellen Beweis für Macht darstellt. Schließlich, sollte man die diplomatischen und militärischen Kapazitäten ansprechen, da sie den Unterschied zwichen einem mächtigen Land und einer Supermacht ausmachen.

Vergleich riesiges Land mit wenig Macht und kleiner Staat mit viel Macht: Sudan und Katar
Sudan und Katar : Riesiges Land mit wenig Macht und kleiner Staat mit viel Macht.

Die Staaten, die diese Kriterien erfüllen, sind die USA, Russland und China. Die Europäische Union ist ein Sonderfall, aber diese Organisation erfüllt alle Kriterien einer Supermacht.

Die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen über einen Territorium von 10 Millionen km² und einen Meeresraum von 11 Millionen km². Die USA sind von zwei Ozeanen umgeben. Ihr Klima ermöglicht die Nutzung von Böden für Ackerbau und Viehzucht. Die USA sind reich an Erdöl und verfügen über Energieressourcen, um sich zu entwickeln. Mit einer Bevölkerung von 330 500 000 Einwohnern verfügt das Land über ein gewisses Potenzial, sein Wachstum zu steigern. Sein BIP hat nach einem leichten Rückgang im Jahr 2020 aufgrund des COVIDs ab 2021 wieder angefangen zu wachsen. Die amerikanische Kultur ist zwar nicht mit die eines Landes mit einer jahrtausendealten Geschichte vergleichbar, aber die englische Sprache ist die meistgesprochene Sprache der Welt. Die militärischen Kapazitäten der Vereinigten Staaten entsprechen dessen wirtschaftlichen Gewicht. Die amerikanische Rüstungsindustrie deckt die Nachfrage in den USA, so dass das Land unabhängig ist was Waffenproduktion angeht. Die USA vermarkten die Waffen an Verbündeten, was das Land zusätzlich stärkt. Die Gesamtheit dieser Kräfte verleiht der amerikanischen Diplomatie Gewicht, und ermöglicht dem Land, sich in Organisationen wie die Vereinten Nationen und der NATO durchzusetzen.

Russland besitzt ein Territorium von 17 Mio. km² und einen Meeresraum von 7,5 Mio. km², wovon die Hälfte unter Eis liegt. Die Vielfalt des Klimas und die verfügbaren Flächen ermöglichen die Nutzung des Landes für die Landwirtschaft. Der Anbau von Weizen, Rüben und Kartoffeln macht dabei einen großen Teil aus. Russland ist nach Indien und den USA der drittgrößte Getreideproduzent der Welt. Das Land verfügt außerdem über große Gas- und Ölreserven, die es exportiert. Mit seinen 146 Millionen Einwohnern verfügt Russland über ein großes Humanpotenzial, das zu seiner Entwicklung beiträgt. Wirtschaftlich gesehen verfügt Russland über sehr große Ressourcen. Als Folge des Krieges in der Ukraine steht Russland unter starkem Druck durch Wirtschaftssanktionen, die darauf abzielen, das Land vom Rest der Welt zu isolieren, um es zu zwingen, seine territorialen Ambitionen aufzugeben. Aufgrund seiner Geschichte gibt es eine russische Diaspora von schätzungsweise 15 Millionen Menschen, die die Verbreitung der russischen Kultur ermöglicht. Das russische Militär hat in der Ukraine ihre Fähigkeiten, aber auch ihre Grenzen aufgezeigt. Wie jede Atommacht verfügt Russland über ein Arsenal, mit dem es die ganze Welt verwüsten kann. Im Fall der Ukraine ist der Spielraum für konventionelle Mittel zu gering, um wirklich die Oberhand zu gewinnen. Zudem fehlt Russland die internationale Unterstützung, um sein Vorgehen zu legitimieren. So sind auch die Menschenrechtsverletzungen zu verstehen: Russland muss alle verfügbare Taktiken verwenden, da es mit konventionellen Waffen nicht siegen kann und keine Atomwaffen einsetzen sollte. Eine solche Situation führt zu Problemen auf diplomatischer Ebene, wie etwa der Ausschluss aus dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen am 7. April 2022.

In Anbetracht seines territorialen und vor allem demografischen Gewichts erfüllt China mit einer Fläche von 9,5 Millionen km² und einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen die Grundvoraussetzungen für eine Großmacht. China verfügt über Primärressourcen (Bodenschätze und Erdöl), die jedoch nicht ausreichen, um den gesamten Bedarf zu decken. Auf einer gewissen Weise ist es von Rohstoffen und Recyclingmaterialien abhängig, die außerhalb des Landes vorkommen. Die Bevölkerung stellt jedoch ein Potenzial dar, um das, was die Welt braucht, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren. Wirtschaftlich gesehen ist China der Dreh- und Angelpunkt, von dem die Welt abhängig geworden ist. Die Abhängigkeit von China ist in der wirtschaftlichen Dimension so stark, dass die restlichen Dimensionen nicht wirklich zählen. China ist jedoch eine Atommacht und verfügt über eine imposante Armee. Obwohl es seit 1979 keinen Krieg geführt hat und daher noch nie die Wirksamkeit seiner Armee bewiesen hat, wird es niemand wagen, China herauszufordern. Als ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen verfügt es wie die USA, Russland, das Vereinigte Königreich und Frankreich über ein Vetorecht. In der Frage des Krieges in der Ukraine nahm China eine zweideutige Position ein, indem es sich bei der Resolution der Vereinten Nationen, die Russland verurteilte, seine Stimme enthielt. China scheint diese Situation sehr peinlich zu sein.

Among great powers, the European Union is a hybrid power that, if we disregard the independent nations that make it up, is able to rival the three powers presented above. The EU is composed of 27 member countries. It covers a territory of 4 million square kilometers with a population of 447 million people. The diversity of the countries that make it up, whether geographical, industrial or cultural, offers a great wealth to the EU. Economically, the Union ranks 3rd in the world according to the IMF in terms of GDP. To acquire even more weight, the European Union has adopted the Euro as a single currency and has a central bank. In the field of defense, the European Union has a Foreign Security Policy that should lead to a common defense with common objectives (Common Security and Defense Policy). In fact, the European Union is not a military power, even if some of its member countries are, such as France. On the other hand, in terms of armaments, the European Union is reinforcing its Defense Technological and Industrial Base for the realization of common armaments programs, notably those of the Defense and Space branch of the Airbus group. On the diplomatic front, the EU plays a role that highlights its position as a great power. The war in Ukraine has reinforced this position. This conflict is acting as a catalyst to develop its diplomatic capabilities and its defense objectives.

Die Turkei, beim Forum für Freundschaft von seinen Nachbarstaaten ausgegrenzt
Das “Forum der Freundschaft” im Februar 2021, stark von der Türkei kritisiert. Es gehe darum, das Land zu isolieren.
Auf dem Photo, von Links nach Rechts: der Außenminister von Bahrain, Abdullatif bin Raschid al-Sajani, die Staatsministerin der Emirate für internationale Zusammenarbeit, Reem Ebrahim Al-Hashimi, und der Außenminister von Zypern, Nikos Christodoulides

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Grossmacht ein Staat ist, das ein Gleichgewicht in mehreren Dimensionen gefunden hat, und somit auf der internationalen Bühne Gewicht erlangt hat: territorial, demografisch, wirtschaftlich, sozio-kulturell, militärisch und diplomatisch. Ein wesentliches Element fehlt jedoch, um einen Unterschied zu machen: Staatenbünde sowie Allianzen. Mit diesen Instrumenten kann Isolation vermieden werden. Obwohl sie keine Nation ist, zeigt der Fall der Europäischen Union, dass eine Union eine Gruppe von Nationen auf die gleiche Stufe wie eine Großmacht stellen kann. Selbst eine sehr große Macht wird, wenn sie isoliert ist, große Schwierigkeiten haben, ihren Kurs zu halten. Dies ist der Fall für Russland, das keinen starken Verbündeten hat, außer wenn China seine “Neutralität” aufgibt. Dies gilt auch für die Türkei, die sich trotz der Invasion der russischen Armee in der Ukraine nicht eindeutig als NATO-Verbündeter positioniert was die Wahl ihrer Waffen betrifft (russische S400 oder amerikanische F35). Ihre gegen den Strom schwimmenden Entscheidungen sowie ihre Methoden positionieren die Türkei als komplizierten Partner, der sich absichtlich an den Rand drängt. Ihre Isolation bringt sie in Schwierigkeiten und behindert ihre Entwicklung. Ein verlässliches Bündnis zwischen Nationen ist eine Herausforderung und ein Schlüssel zur Macht zugleich.

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